Opel Agila B

Fahrbericht.
Opel Agila B 1.2 EcoFlex Edition
Gewachsen und gereift
Von Petra Grünendahl

Noch einen Tick sauberer ist der Opel Agila der zweiten Generation mit dem stärkeren Motor geworden. Die EcoFlex-Philosophie der Rüsselsheimer machte auch vor dem 94 PS starken 1,2-Liter-Benziner nicht halt. Unterm Strich schlägt das Aggregat sogar trotz mehr PS den 1-Liter-Ottomotor mit 65 PS im Sachen Verbrauch und CO2-Emissionen.

Wie schon der Agila A, so entstammt auch der Agila B aus einer Gemeinschaftsentwicklung mit Suzuki. Nur heißt das Pendant nicht mehr Wagon R+ (wie beim Vorgänger), sondern Splash. Was Opels Kleinwagen außer einem sparsamen Motor noch zu bieten hat, zeigte eine Ausfahrt.

 

Nicht mehr ganz so van-sinnig hoch wie sein Vorgänger (Agila A, 2000 – 2007) ist der neue Agila geraten (1,59 m, minus 11 cm gegenüber dem 2000er Modell). Dafür ist aber deutlich länger (3,74 m, plus 24 cm) und breiter (1,68 m, plus 6 cm). Nicht mehr klein und niedlich, sondern erwachsener und gereifter wirkt Opels „Kleinster“ im Programm. Auch wenn die Mandelaugen immer noch ein wenig von dem kindlichen Charme versprühen, der auch der ersten Generation zu eigen war.

Wie gehabt fünf Türen bieten guten Zugang zum Innenraum. Fünf Sitzplätze hat die zweite Generation, aber Platz für Acht  (die vier schwangeren Frauen ;-)) sind auch hier. Der mittlere Sitz hinten  ist nur für Kinder (ohne Kindersitz) oder kurze Strecken zu empfehlen. Recht übersichtlich ist die Karosserie, denn die Sitzposition ist auch hier recht hoch. Die optionale Einparkhilfe hinten braucht man nicht wirklich – es sei denn, die Rückbank ist voll beladen.

Dem Platzangebot kommt der Längenzuwachs nur vorne zugute, hinten wird es mit drei Leuten enger als im Vorgänger. Der Radstand blieb, der Laderaum schrumpfte ein wenig, was der geringeren Höhe zuzuschreiben ist. 225 Liter fasst das aktuelle Modell (240 Liter waren es beim Agila A). Durch Umklappen der erst in der Edition-Ausstattung serienmäßig asymmetrisch geteilten Rücksitzlehne lässt sich der Laderaum auf 1.050 Liter erweitern (Vorgänger 1.250 Liter). Materialqualität und Verarbeitung sind gut. Das Interieur ist farbig passend zur Außenfarbe gestaltet. Das Armaturenbrett ist übersichtlich, funktional und intuitiv bedienbar.

Die Basisversion ist nur für den 1-Liter-Benziner zu haben und mit dem spitzen Bleistift auf einen möglichst guten Einstiegspreis kalkuliert: Serienmäßig bringt der Agila hier eine Servolenkung, manuell von innen einstellbare Außenspiegel, eine Radiovorrüstung mit Antenne und Lautsprechern sowie 14-Zoll-Stahlräder mit. Optional gibt es außer ESP lediglich ein CD-Radio, welches in der gehobenen Ausstattung Edition serienmäßig ist. Edition verfügt zudem über Drehzahlmesser, Bordcomputer, Klimaanlage, Wärmeschutzverglasung rundum, Zentralverriegelung, Nebelschweinwerfer sowie elektrisch einstellbare Außenspiegel und elektrische Fensterheber. So sehr sollte man also besser nicht auf den Geldbeutel gucken müssen. ESP kostet aber auch hier ebenso extra wie Kopfairbags für vorne und hinten sowie die dritte Kopfstütze hinten.

 

Der 1.2-Liter-Benzinmotor mit 94 PS Motor ist ein kultivierter Zeitgenosse: Im Innenraum zwar vernehmbar (die zurückhaltende Dämmung in einem Kleinwagen halt), aber nicht störend. Mit einem Leergewicht von knapp über einer Tonne ist er ordentlich in Antritt und Durchzugsvermögen. Der Vierzylinder-Vierventiler nimmt gut Gas an, braucht aber etwas Drehzahl um in Schwung zu kommen. Er bietet einen Leistungsentfaltung, die angemessen ist. Serienmäßig bestückt ist er mit einem Fünfgang-Schaltgetriebe, das sich leichtgängig und präzise schalten lässt.

In 12 Sekunden beschleunigt er aus dem Stand auf Tempo 100, gefühlt ist es etwas weniger. Seine Höchstgeschwindigkeit erreicht er bei 175 km/h – genug, um überall ausreichend zügig mitzuschwimmen. Der Motor verfügt über ein Start-/Stop-System, welches über einen „Eco“-Schalter aktiviert werden kann: Im Leerlauf beim Halten schaltet sich der Motor ab, sobald man den Gang einlegt, startet er wieder. Opels EcoFlex-Feintuning reduziert den Verbrauch auf 5,9 Liter Superkraftstoff je 100 km innerorts, 4,5 Liter außerorts und 5 Liter im gemischten Verbrauch nach EU-Norm – Werte, die noch unter denen des 1-Liter-EcoFlex-Modells liegen (alles Herstellerangaben, ermittelt unter Idealbedingungen auf dem Rollenprüfstand). Der Motor erfüllt die Abgasnorm EU5, der CO2-Ausstoß beträgt 116 g pro km (beim 1-Liter-EcoFlex sind es 119 g CO2/km).

 

Der Agila verfügt über Frontantrieb und bietet guten Geradeauslauf. Die Lenkung ist direkt ausgelegt, das Fahrzeug wirkt dynamischer als der Vorgänger. Handlich und agil flitzt er auch um engste Kurven, da kommt Freude auf. Das Nahen des hoch angesetzten Grenzbereichs kündigt ein minimales Untersteuern an. Problemlos und sicher liegt er auf der Straße, auch plötzliche Spurwechsel oder Ausweichmanöver bringen ihn nicht aus der Ruhe. Das Fahrwerk ist ein stimmiger Kompromiss aus Komfort und der nötigen Straffheit, die allzu große Seitenneigung in flotten Kurven wirkungsvoll unterdrückt. Serienmäßig steht der Agila auf 15-Zoll-Stahlräder mit Reifen im Format 185/65. Ordentlich verzögern die Bremsen (innenbelüftete Scheibenbremsen vorne, Trommelbremsen hinten).

Passive Sicherheit bieten die hochstabile Karosserie mit Sicherheitsfahrgastzelle, Aufprallenergie absorbierenden Elementen vorne und hinten und Seitenaufprallschutz. Außer Drei-Punkt-Gurten auf allen Sitzplätzen und vier Kopfstützen, Sicherheitslenksäule und Sicherheitspedale sowie Isofix- und Top-Tether-Kindersitzbefestigungen hinten gibt es nur eine Basisausstattung von Front- und Seitenairbags vorne, aber keine Windowbags (die sind erst nur in Edition dabei). Immerhin ist der Beifahrerairbag deaktivierbar, so dass dort auch Kindersitze gegen die Fahrtrichtung montiert werden können. Die mittlere Kopfstütze hinten gibt es als Sonderausstattung, allerdings nur für die Edition-Version. Einem Crashtest nach EuroNCAP wurde der Agila bislang noch nicht unterzogen. An Fahrassistenzsystemen hat Opel seinem Einsteigermodell serienmäßig lediglich ABS sowie einen Bremsassistenten mitgegeben. ESP inkl. Traktionskontrolle gibt es grundsätzlich nur gegen Aufpreis, aber das zumindest ab der Basisversion. Serienmäßig an Bord ist ein Reifen-Reparaturset, gegen Aufpreis gibt es ein Reserverad.

 

Ab 10.400 Euro ist der Opel Agila mit 1-Liter-Ottomotor in Basisausstattung zu haben. Ab der Edition-Ausstattung kostet er 13.550 Euro. Der 1,2-Liter-Benziner ist nur in der Edition-Variante zu haben. Unsere EcoFlex-Version steht mit 14.800 Euro in der Preisliste. Extra kosten zum Beispiel Metallic-, Perleffekt- oder Sonderlackierungen, Leichtmetallräder sowie eine Einparkhilfe hinten.

Über die Neuwagen-Garantie von zwei Jahren hinaus (mit optionaler Garantieverlängerung) gibt Opel jetzt eine lebenslange Garantie für den Neuwagenkäufer (bis 160.000 km) beim Einhalten der Inspektionsintervalle. Ein Zweitbesitzer kann diese Garantie gegen Aufpreis übernehmen. Der Mobilitätsservice gilt ebenfalls beim Einhalten der Service-Intervalle. Eine Hauptinspektion wird nach 24 Monaten oder 60.000 km fällig, die Zwischeninspektion mit Ölwechsel nach 12 Monaten oder 30.000 km. Die Versicherungen stufen das Modell in die Typklassen 17 / 19 / 15 (KH / VK / TK) ein.


 
© März 2011
Petra Grünendahl
, Fotos: Opel

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