VW Caddy Life Eco Fuel

Fahrbericht.
VW Caddy Life Eco Fuel
Gib Gas und hab Spaß
Von Petra Grünendahl

 

Einst war der Caddy ein Pickup auf Golf-Basis (Golf I). Der neue Caddy – es ist die dritte Generation – steht wieder auf der Bodengruppe von Golf und Touran (die zweite Generation war auf Polo-Basis gebaut worden), ist entweder als Caddy Kastenwagen (zweisitziger Kleinlaster, Zulassung als Lkw), Caddy Kombi (Stadtlieferwagen mit fünf oder sieben Sitzen), Caddy Life Tramper (Freizeit-/Campingmobil) oder als Caddy Life verfügbar. Alle Versionen können als Fünf- oder Siebensitzer geordert werden. Der Caddy Life ist die familientaugliche Variante, um nicht zu sagen: Die kleine Familienkutsche von Volkswagen Nutzfahrzeuge aus Hannover, Gebaut wird der Caddy allerdings im polnischen Poznan. Für die Großfamilie haben die Hannoveraner dann noch den T5 im Angebot, aber dem gehörte dann schon ein eigenes Kapitel geschrieben …

Mit seinem 4,41 m Länge und 1,80 m Breite ist er eine kompakte Größe und ganz ähnlich in den Dimensionen wie der Touran. Allerdings ist der Caddy Life mit 1,83 m gute 20 cm höher als der Kompakt-Van aus Wolfsburg. Einen ersten Eindruck verschaffte eine Ausfahrt im Caddy Life EcoFuel, einer praktisch monovalenten Erdgas-Variante, die mit ihrem Sparpotenzial bei den heutigen Spritpreisen ihren besonderen Reiz hat – und wohl auf absehbare Zeit behalten wird.

Zwei konventionelle Türen vorne und zwei weit öffnende Schiebetüren hinten erleichtern den Passagieren den Zugang und die Beladung. Die Übersicht nach vorne ist ja noch in Ordnung, nach hinten ist sie nicht wirklich prickelnd, die optionale Einparkhilfe ist hier eine große Hilfe. Dafür geht das Platzangebot in beiden Sitzreihen unseres Fünfsitzers in Ordnung, außer dass natürlich der Ellenbogenfreiheit mit drei Leuten im Fond irgendwo Grenzen gesetzt sind. Aber die sind bei 1,80 m Karosseriebreite etwas großzügiger bemessen. Auf Wunsch kann man den Caddy Life auch als Siebensitzer ordern, die Zweier-Sitzbank in der dritten Reihe lässt sich ausbauen, wenn man sie doch nicht braucht.

Der Laderaum fasst in unserer fünfsitzigen Variante 750 Liter Gepäck, beim Siebensitzer sind es immerhin noch 190 Liter. Dachhoch beladen bis hinter die Vordersitze sind bis zu 2.850 Liter „drin“. Verzurr-Ösen erleichtern das Sichern der Ladung, ein Gepäcknetz gibt es gegen Aufpreis. Der EcoFuel-Fünfsitzer mit einem Leergewicht von zwischen 1.728 und 1.798 kg (je nach Ausstattung) bietet eine maximale Zuladung zwischen 388 und 458 kg. Beim Siebensitzer mit seinem höheren zulässigen Gesamtgewicht ist etwas mehr Zuladung erlaubt.

Von seinem spartanischen Urahnen ist nichts übrig geblieben: Das Cockpit ist Pkw-tauglich und als solches sehr zeitgemäß. Die gute Verarbeitung hochwertig wirkender Materialien verbindet sich mit  Strapazierfähigkeit und Unempfindlichkeit, die gerade Familien mit kleineren Kindern schätzen werden. Das Cockpit ist funktional und übersichtlich gestaltet, keine Probleme macht die Handhabung von Anzeigen und Schaltern. Einziger Wermutstropfen ist die etwas tief sitzende Anzeige des optionalen Navigationssystems. Positiv ist ein große Anzahl an Ablagefächern, die ich hier im Einzelnen gar nicht aufführen will.

Serienmäßig fährt der Caddy Life mit elektrisch einstellbaren und beheizbaren Außenspiegeln, elektrischen Fensterhebern vorne, höhenverstellbarem Fahrersitz, asymmetrisch geteilter Dreier-Sitzbank in der zweiten Reihe (umklappbar und wickelbar), Nebelscheinwerfern und 15-Zoll-Stahlrädern mit Radabdeckungen vor. Als Sonderausstattung und Zubehör gibt es unter anderem Klimasysteme, Sitzheizung vorne, verschieden Hifi-, Navigations- und Kommunikationssysteme, Multimedia-Ausstattung, eine Geschwindigkeitsregelanlage, Alarmanlage, einen Parkassistenten hinten, wärmedämmende Colorverglasung, Leichtmetallräder und Heckflügeltüren (anstelle der Heckklappe).

 

Der Zweiliter-Motor mit 109 PS bildet die Spitzenmotorisierung des Caddy Life. Der Motor ist auf komprimiertes Erdgas (CNG) optimiert, verfügt aber mit einem 13-Liter-Tank über eine Reserve an Ottokraftstoff (Super Plus). Die Erdgastanks fassen 26 kg Erdgas, das reicht bei ökonomischer Fahrweise für eine Reichweite von 440 km, dazu kommen ca. 150 km für die Benzinreserve. Der Motor reißt keine Bäume aus, jedoch ist man recht flott unterwegs. Der Caddy Life ist schließlich eine Familienkutsche und kein Sportwagen. Diesem angemessen gestalten sich die Fahrleistungen in punkto Durchzug und Leistungsentfaltung. Der Motor nimmt gut Gas an, setzt Pedalbewegungen zügig in Vortrieb um, läuft dabei ruhig und kultiviert. Die Getriebeübersetzung des manuellen Fünfgang-Schaltgetriebes ist eher auf Sparsamkeit ausgelegt.

In 13,8 Sekunden beschleunigt der Caddy Life EcoFuel aus dem Stand auf Tempo 100, seine Höchstgeschwindigkeit erreicht er bei 169 km/h. Das sind völlig ausreichende Fahrleistungen in dieser Klasse. Im Erdgasbetrieb verbraucht der Caddy Life ca. 5,9 bis 6,0 kg oder 8,7 bis 8,8 Kubikmeter Erdgas je 100 km (kombinierter Verbrauch, alles Herstellerangaben). Ausgelegt ist der Motor im Benzinbetrieb auf Super Plus, er kann aber auch – unter Leistungseinbußen bzw. mit höherem Kraftstoffverbrauch – mit Superbenzin gefahren werden. Er erfüllt die Abgasnorm EU4.

 

Der Caddy verfügt über Frontantrieb, was ihm ein relativ problemloses Handling verleiht. Gut ist sein Geradeauslauf. Die elektro-mechanische Lenkung mit Servounterstützung spricht gut an, ist leichtgängig und recht präzise. Die Vorderachse entspricht der von Golf oder Touran, an der Hinterachse kommen lastabhängige progressive Dämpfer und Blattfedern zum Einsatz, um den möglichen Laderaum zu maximieren.  Problemlos hält er auch in flott gefahrenen kurvigen Passagen seine Spur, dabei wirkt er agiler als der Touran. Ein leichtes Untersteuern zeigt dem Fahrer seine Grenzen auf. Die Stabilitätskontrolle ESP ist allerdings nur optional zu haben. Insgesamt gibt sich der Caddy Life recht handlich, der Wendekreis wirkt in der Handhabung nicht allzu groß.

Gute Traktion und Seitenführung bieten die serienmäßigen 15-Zoll-Räder mit 195/65er Reifen. Die Bremsanlage entspricht der des Golf oder Touran mit Scheibenbremsen rundum (vorne innenbelüftet), entsprechend gut sind die Bremswege im Notfall, allerdings ist die Rückmeldung vom Pedal etwas schwammig.

Dreifach gesichert sind die elektromagnetischen Ventile der unterflurig montierten extrem hitzebeständigen Stahl-Erdgastanks, damit bei einem Unfall nicht unkontrolliert Gas ausströmt. Den formstabilen Fahrgastraum verstärken Versteifungsprofile in Türen und Seitenkonstruktion sowie Verformungszonen vorne und hinten. Im Innenraum schützen die Passagiere Kopfstützen und Drei-Punkt-Gurte auf allen (bis  zu sieben) Sitzen, Front- und Seitenairbags vorne sowie Isofix-Kindersitzvorrüstungen auf den Außenplätzen der Dreier-Sitzbank. Das elektronische Stabilitätsprogramm ESP ist (inkl. Gespann-Stabilisierung) nur gegen Aufpreis verfügbar. Der Caddy EcoFuel hat anstelle des Ersatzrades – dort, wo es beim konventionellen Caddy unter Boden angebracht ist, sitzen hier die Gastanks – ein Reifenreparatur-Set (Tire Fit).

Ab 15.526,60 Euro ist der Caddy Life zu haben, mit 1,4-Liter-Ottomotor und 80 PS. Die siebensitzige Variante mit diesem Motor steht ab 16.077,60 Euro in den Preislisten. Der Caddy Life EcoFuel steht als Fünfsitzer ab 19.905,60 Euro sowie als Siebensitzer ab 20.456,60 Euro zur Wahl. Aufpreis kosten Metallic- oder Perleffekt-Lackierungen sowie verschiedene Sonderausstattungen und Zubehör.

Die Wartungsintervalle entsprechen denen des konventionellen Caddy von 40.000 km oder zwei Jahren. Über die zweijährige Gewährleistung hinaus gibt Volkswagen zwölf Jahre auf die Karosserie gegen Durchrostung. Die Versicherungen stufen das Modell in die Typklassen 17 / 14 / 18 (KH / VK / TK) ein.

© September 2006
Petra Grünendahl
, Fotos: Volkswagen Nutzfahrzeuge

Dieser Beitrag wurde unter Auto-Redaktion, Fahrbericht, Fahrzeugtest abgelegt und mit , , , , , , verschlagwortet. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

Kommentar verfassen