BMW 530i

Testbericht.
BMW 530i
Dynamische Eleganz
Von Petra Grünendahl

Über das Design der Karosserie mag man ja geteilter Meinung sein, aber die elegant gezeichnete Linienführung mit verspielten Akzenten wie den vorderen Blinkern zieht die Blicke auf sich. Modern und bei aller Funktionalität elegant und gleichzeitig dynamisch, insgesamt stimmig und wie aus einem Guss präsentiert sich die 4,84 m lange Münchener Limousine. Seit dem Sommer 2003 ist sie auf dem Markt. Nun fuhr der 5er zum Test vor als 530i in der Top-Sechszylinder-Motorisierung und der Metallic-Lackierung Olivin.

 

Größer ist sie geworden, die neue Obere Mittelklasse von BMW: 7 cm länger, 4 cm breiter und 3 cm höher. Um fast 6 cm wuchs der Radstand auf 2,89 m, was mehr Raum für die Passagiere verspricht. Vier Türen bieten ausgezeichneten Zugang zu den straffen, aber nicht unkomfortablen Ledersitzen. Reichlich Platz haben die Insassen in beiden Sitzreihen. Die Vordersitze und die hinteren Außenplätze sind deutlich konturiert und bieten guten Seitenhalt. In der Mitte sitzt man dafür natürlich mehr wie das fünfte Rad am Wagen. Die Übersicht über die große Karosserie geht vom Fahrersitz einigermaßen in Ordnung, die optionale Einparkhilfe für vorne und hinten ist dennoch eine wertvolle Hilfe. Der Gepäckraum ist riesig und gut zu beladen. Die Wendematte im Kofferraum erlaubt das problemlose Transportieren feuchter Sachen, Verzurrösen erleichtern das Sichern der Ladung. Ein Netzfach seitlich fasst Kleinkram, der nicht im Gepäckabteil rumfliegen muss. Wer seinen Wagen mit Reifen mit Notlaufeigenschaften bestellt, bekommt unter dem Kofferraumboden ein zusätzliches Staufach, da das serienmäßige Notrad entfällt.

 

Die Verarbeitung ist innen wie außen topp, hochwertige Materialien wurden im Innenraum erstklassig verarbeitet. Vom Ambiente her wirkt der 5er BMW eher sportlich funktional. Die Anzahl der Schalter und Anzeigen ist überschaubar, gut zu erreichen und zu bedienen, Zusatzfunktionen betätigen Fahrer oder Beifahrer über das aus dem 7er bekannte iDrive mit einem silbernen Controller-Knopf auf dem Mitteltunnel zwischen den Vordersitzen. Fächer und Ablagen finden sich reichlich vorne wie hinten: ein Handschuhfach, ein Fach im unteren Armaturenbrett seitlich vom Lenkrad, ein Fach im Mittelteil des Armaturenbrettes, Fächer in allen vier Türen, Taschen an den Rückseiten der Vordersitze, Fächer in den Armlehen vorne und hinten und ein Netz im Fußraum des Beifahrersitzes. Getränkedosenhalter vorne gibt es nur gegen Aufpreis, hinten können sie aus der Armlehne herausgeklappt werden.

Der 530i kommt in der Grundausstattung mit all den kleinen Annehmlichkeiten des Autofahrerlebens wie funkfernbediente Zentralverriegelung mit Heckklappenöffnung im Funkschlüssel, elektrische Fensterheber vorn und hinten, elektrisch einstellbare und beheizbare Außenspiegel, Zwei-Zonen-Klimaautomatik mit Mittelausströmern hinten, Wärmeschutzverglasung, Regensensor, Fahrlichtsteuerung und einem Radio mit CD-Spieler. Ebenso zur Serienausstattung gehört das aus dem 7er BMW bekannte, aber für den 5er verbesserte iDrive, über den sich Zusatzfunktionen bedienen und steuern lassen, mit einem farbigen Control Display.

Dennoch ist die Liste der möglichen Extras lang, luxuriös und teuer: Bi-Xenon-Licht für Abblend- und Fernlicht inklusive dynamischer Leuchtweitenregulierung und (als weiteres Extra) mit Adaptivem Kurvenlicht, ein Durchladesystem mit asymmetrisch geteilt umlegbarer Rückbanklehne und Skisack, höchst individuell elektrisch einstellbare Komfort-Vordersitze mit Memory-Funktion und aktiven Kopfstützen sowie Sitzheizung vorne und hinten, eine Zwei-Zonen-Klimaautomatik mit erweitertem Umfang (u. a. mit automatischer Umluft-Kontrolle, automatischer Temperaturregelung und Luftverteilung), das elektrisch verstellbare Sportlederlenkrad mit Lenkradheizung, DVD-Navigationssystem und Sechsfach-CD-Wechsler (im Handschuhfach), Tempomat mit aktiver Geschwindigkeitsregelung (Abstandstempomat), Autotelefon mit Freisprecheinrichtung, elektrisches Glas-Schiebe-Hebedach, elektrisches Sonnenschutzrollo an der Heckscheibe und Alarmanlage. Innen- und Außenspiegel blenden automatisch ab, die Außenspiegel verfügen über eine Anklappfunktion.

 

Der 3-Liter-Sechszylinder-Motor mit 231 PS ist aus anderen Baureihen der bayerischen Mittelklasse gut bekannt: Ein Muster an Laufruhe und Laufkultur, mit hervorragendem Antritt, ausgezeichnetem Durchzug und sehr ausgeglichener Leistungsentfaltung über das gesamte Drehzahlband. Schon bei 1.000 Touren liefert er ein Drehmoment von fast 230 Nm, das Maximum von 300 Nm liegt bei 3.500 U/min. an.

Das hervorragend abgestufte Sechsgang-Automatikgetriebe schaltet zügig, sauber und kaum spürbar und überträgt die Motorkraft ohne große Verzögerung auf die Hinterräder. Trotz Automatik ist der 530i sehr spritzig: Die Beschleunigung von Null auf Tempo 100 schafft der 530i mit Automatik-Getriebe nur unwesentlich langsamer als eine Version mit Sechsgang-Schaltung (8,9 bzw. 8,8 Sekunden). Der Höchstgeschwindigkeit von 245 km/h stehen dafür aber beim manuellen Schaltgetriebe abgeregelte 250 km/h gegenüber. Auch beim Verbrauch sind die Unterschiede zum Schaltgetriebe nicht so groß, hier fällt bei beiden ein Sechszylinder-Zuschlag vor allem in der Stadt an. Mit 14,2 Litern Super Plus je 100 km ist man innerorts dabei (Schaltgetriebe: 14,1), 7,5 Liter sind es außerorts (7,0) und 9,9 Liter im gemischten Verbrauch nach EU-Norm (alles Herstellerangaben) – ökonomische Fahrweise vorausgesetzt, zu der dieser Wagen aber nicht gerade Weise animiert. Optimiert ist der Motor auf Super Plus, man kann aber durchaus – mit Einbußen bei der Leistungsfähigkeit und höherem Verbrauch allerdings – auch Super- oder Normalbenzin tanken. Der Motor erfüllt – wie alle Motoren im 5er-Programm – die Abgasnorm EU4.

 

Der Hecktriebler besticht durch tadellosen Geradeauslauf ebenso wie durch die sehr direkt ausgelegte, präzise Lenkung, die seinen sportlichen Charakter unterstreicht. Dank des langen Radstandes von 2,89 m liegt er satt, ruhig und spurtreu auf der Straße, der Wendekreis ist akzeptabel für seine Größe. Die Lenkung in Verbindung mit dem strafferen Fahrwerk vermittelt guten Fahrbahnkontakt.

Durch eine gleichmäßige Gewichtsverteilung auf Vorder- und Hinterachse ist er perfekt ausbalanciert. Doppelgelenk-Vorderachse und Integral-Hinterachse sind aus Aluminium gefertigt. Das ist Teil eines Leichtbau-Konzepts, das in Mischbauweise Aluminium- und Stahlstrukturen kombiniert. Wobei der 530i dank seiner üppigen Ausstattung trotzdem satte 1.580 kg mit sich herum trägt. Beim Fahren spürt man allerdings nichts von dem Gewicht: Die Masse bewegt sich dank des Fahrwerks dynamisch und agil, dass flotte Kurvenfahrten die wahre Freude sind. Sicher und spurtreu kriegt er auch bei hohen Geschwindigkeiten die Kurve, ohne dass das serienmäßige Stabilitätsprogramm DSC eingreifen müsste. Kritische Fahrsituationen entschärft das DSC innerhalb der Grenzen, die die Fahrphysik setzt. Der Grenzbereich liegt sehr hoch und wird rechtzeitig durch ein leichtes Untersteuern angekündigt. Leichtfüßig meistert unser Testwagen plötzliche Spurwechsel und trotz auch dem Elch. Den Slalom absolviert er zügig, sauber und auf einer klaren Linie.

Die elektronisch gesteuerte Aktivlenkung arbeitet mit variabler Lenkübersetzung und Lenkkraftunterstützung, um die nötigen Lenkkräfte den Anforderungen der Fahrtgeschwindigkeit anzupassen, was mehr Sicherheit und Präzision bei sportlicher Fahrdynamik und Agilität gewährleistet. Dynamic Drive mit seinen aktiven Stabilisatoren an Vorder- und Hinterachse reduziert über elektronisch geregelte hydraulische Elemente die Querneigung zum Beispiel bei Kurvenfahrten und stabilisiert damit den Wagen. Verringerte Wankbewegungen verbessern die Zielgenauigkeit bei Lenkmanövern und tragen damit zu einem sichereren Fahrverhalten bei.

Die Bremsanlage verfügt über großdimensionierte Bremsscheiben (rundum innenbelüftet), die im Notfall das Fahrzeug schnell und sicher zum Stand bringen. „Winterschuhe“ trug unser Testwagen auf Leichtmetallrädern, die bei der Topmotorisierung (545i) Serie sind: 17-Zoll-Doppelspeichen-Räder mit 225/50er Winterreifen anstelle der serienmäßigen 16-Zoll-Räder mit 225/55er Bereifung. Etwas straffer vielleicht noch als mit den Serienreifen liegt er damit auf der Straße. Insgesamt ist er sportlich-straff gefedert, dabei aber nicht unkomfortabel.

Passive Crash-Sicherheit bieten die hochfeste, verwindungssteife Aluminium-Stahl-Karosserie, ein Stoßfängersystem mit auswechselbaren Verformungszonen vorne und hinten (bis 15 km/h) und integrierter Seitenaufprallschutz. Drei-Punkt-Gurte und Kopfstützen gibt es auf allen Sitzplätzen, aktive Kopfstützen vorne sind nur beim Extra „Komfort-Sitze“ ab Werk dabei. Front- und Seitenairbags vorne sowie Kopfairbags für vorne und hinten gehören zur Serienausstattung, die Seitenairbags hinten kosten Aufpreis. Die Reifen-Pannen-Anzeige und Isofix-Kindersitzvorrüstungen auf den Außenplätzen hinten sind serienmäßig an Bord. An aktiven Fahrwerksregelsystemen hat BMW dem 5er serienmäßig alles mitgegeben, was man in einem Auto dieser Klasse heute erwarten darf: Das reicht vom ABS und der Antriebsschlupfregelung über das elektronische Stabilitätsprogramm DSC und dem Bremsassistenten DBC bis hin zur Kurvenbremskontrolle CBC, der Aktiven Lenkung und dem Dynamic Drive. Zur Sonderausstattung zählen die Bi-Xenon-Scheinwerfer, das Adaptive Kurvenlicht und die Alarmanlage.

 

Ab 35.500 Euro steht der aktuelle 5er in der Preisliste der Händler, der 530i als zweitstärkste Motorisierung schlägt mit 41.100 Euro zu Buche. Dazu kommen natürlich noch reichlich aufpreispflichtige Extras in unserem Testwagen wie zum Beispiel Metallic-Lackierung, Automatik-Getriebe, Bi-Xenon-Licht, Adaptives Kurvenlicht, Komfort-Sitze mit allen Extras, Abstandstempomat oder DVD-Navigationssystem.

Der BMW-Händler gibt zwei Jahre Sachmängelhaftung auf dem Neuwagen. BMW gibt zwei Jahre Garantie auf den Lack und sechs Jahre auf die Karosserie gegen Durchrostung. Einen Mobil-Service gibt es lebenslang bei regelmäßiger Wartung. Eine Service-Intervall-Anzeige zeigt die nächste fällige Inspektion oder den fälligen Ölwechsel an. Die Intervalle berechnen sich aus Einsatz und Fahrweise, das Ganze nennt sich bei BMW „Condition Based Service“. Die Versicherungen stufen das Modell in die Typklassen 19 / 23 / 23 (KH / VK / TK – nach der neuen Struktur in der Fahrzeugversicherung) ein.

© Februar / März 2004
Petra Grünendahl
, Fotos: grü / IN*TEAM

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