Opel Astra G Caravan OPC

Testbericht.
Opel Astra Caravan OPC
Wie wennze fliechst …
Von Petra Grünendahl

Auch nach fünf Jahren Laufzeit hat der Astra Caravan nichts von seinem Charme verloren. Optisch ist der Astra Caravan OPC etwas aufgemacht: Ein leicht modifizierter Kühlergrill, lackierte Schweller, Heckflügel, Front- und Heckschürze lassen ihn mächtiger und sportlicher wirken. Obwohl der Astra an sich schon von 1997 stammt und auch der Caravan bereits seit 1998 auf dem Markt ist, hat er sich weiter entwickelt. Wir wollten wissen, wie gut er – auch technisch – heute noch mithalten kann. Zum Test stellte sich als betont sportliche Version ein Astra Caravan OPC mit 2-Liter-Turbomotor und 200 PS in der OPC-Sonderlackierung Ardenblau.

 

Über die vier Türen des Kombis ist der Einstieg natürlich bequem, Platz finden die Passagiere vorne wie hinten gut. Vorne verlängert eine ausziehbare Oberschenkelauflage die Sitzfläche bei Bedarf. Allerdings leidet die Kniefreiheit in der zweiten Reihe, wenn vorne Passagiere von über 1,90 m Körpergröße sitzen. Die Sportsitze vorne sind gut konturiert, straff und geben guten Seitenhalt. Auf der Rücksitzbank sind auch die Außenplätze gut konturiert, dafür sitzt man aber in der Mitte nicht so bequem, wenn auch mit Drei-Punkt-Gurt und Kopfstütze gesichert. Die mittlere Kopfstütze ist versenkbar, was den Blick durch die Heckscheibe verbessert, da man ja doch selten mit fünf Leuten fährt. Die Ladekante von 54 cm ist sehr ladefreundlich. Die Karosserie ist vorne und hinten recht übersichtlich, hinten hilft aber auch ein optionaler Parkpilot, den Abstand zum Hintermann oder zu Hindernissen abzuschätzen.

In puncto Ausnutzung des umbauten Raumes als Nutzraum setzt Opel immer noch Maßstäbe. Gute 480 Liter stehen beim 4,29 m langen Kombi hinter den Rücksitzen unter der Laderaumabdeckung zur Verfügung. Die lassen sich durch Umklappen der asymmetrisch geteilt umklappbaren Rückbanklehne auf stattliche 1.500 Liter erweitern. Auch die Rücksitzbank ist asymmetrisch geteilt und lässt sich vorklappen, was einen fast ebenen Laderaumboden ermöglicht. Zudem gibt es eine Öffnung zum Durchladen langer Gegenstände an der Mittelarmlehne. Vier Verzurrösen erleichtern das Sichern der Ladung.

Recaro-Sportsitze vorn, Sitzpolster mit Leder-Stoff-Bezug, die blauen Sicherheitsgurte zur Ardenblau-Lackierung, die metallgraue Mittelkonsole, das Sport-Lederlenkrad, die hellen Zifferblätter und der Aluminium-Schaltknauf verraten den OPC im Innenraum.

Das Cockpit ist funktional gestaltet und gibt in der Bedienung keinerlei Rätsel auf. An Qualität und Verarbeitung gibt es nichts auszusetzen. Ablagen gibt es reichlich, vom Handschuhfach, wo mit Navigationssystem und Telefoneinbausatz wirklich nur noch Handschuhe hinein passen, über Fächer in allen Türen, einem Fach seitlich unterm Lenkrad bis hin zu Taschen auf den Rückseiten der Vordersitze und einem Fach auf dem Mitteltunnel hinten.

Die Grundausstattung des Astra OPC ist reichhaltig und umfasst eine funkfernbediente Zentralverriegelung, elektrische Fensterheber vorne und hinten, elektrisch einstellbare und beheizbare Außenspiegel, Bordcomputer, Klimaanlage mit Fußraumheizung hinten, Regensensor mit automatisch abblendendem Rückspiegel, Sportsitze vorne, Xenonlicht, Radio mit CD-Spieler, Sportfahrwerk (mit 20 mm tiefer gelegter Karosserie), Solar-Reflect-Windschutzscheibe und Wärmeschutzverglasung rundum sowie die Laderaumabdeckung. Optisch erkennt den OPC an den abgedunkelten Front- und Heckleuchten sowie an verschiedenen Details im „OPC-Design“: Außenspiegel, Kühlergrill, spezielle Stoßfänger, B-/C-Säule sowie einem OPC-Emblem auf Kühlergrill, Heckklappe und Instrumenten und den 17-Zoll-Leichtmetallrädern mit Breitreifen. Einen Spiegel gibt es nur in der Sonnenblende des Beifahrers – und hier merkt man, dass der Astra bzw. Astra Caravan eigentlich schon sechs Jahre auf dem Buckel hat. Aufpreis kosten neben Klimaautomatik, Sitzheizung vorne Geschwindigkeitsregelung, Parkpilot, Navigationssystem mit Radio und CD-Wechsler sowie Telefoneinbausatz mit Sprachsteuerung auch Dachreling, Anhängerkupplung und das Gepäcktrennnetz für den Laderaum – Dinge, die bei einem Kombi eigentlich selbstverständlich sein sollten.

 

Der 2-Liter-Ottomotor ist ja schon in der Basisversion (136 PS) ein Muster an Laufkultur: Dank zweier Ausgleichswellen läuft er für einen Vierzylinder ungewöhnlich, um nicht zu sagen musterhaft „rund“, sehr ruhig und super vibrationsarm. Auch die Turbo-aufgeladene Variante steht dem in nichts nach, leistet aber in der OPC-Version im Astra bzw. Astra Caravan stolze 200 PS.

Der leicht kernige Sound des im Leerlauf drehenden Motors ist gewollt, die 136-PS-Saugmotor-Variante zeigt, dass es auch ruhiger geht. Vom Turboloch ist nur im Ansatz etwas zu spüren. Sehr gut ist er im Antritt wie im Durchzug auch bei höheren Touren. Das ist kein Kunststück: Bereits bei 1.000 Touren liegen 150 Nm Drehmoment an der Kurbelwelle an, zwischen 1.950 und 5.600 U/min. arbeitet der Motor mit seinem Drehmomentmaximum von 250 Nm. Das verspricht – und hält – eine souveräne Leistungsentfaltung, zumal der Astra Caravan mit Leergewicht von 1.415 kg nicht gerade zu den schweren Jungs gehört. Das manuelle Fünfgang-Getriebe ist gut und ausreichend sportlich abgestimmt, schaltet sich präzise und leichtgängig. Das Kupplungspedal spricht hinreichend schnell an, die Wege des Schalthebels durch die Kulisse könnten aber kürzer sein.

Sowohl die 7,8 Sekunden für die Beschleunigung von Null auf Tempo 100, als auch die Höchstgeschwindigkeit von 230 km/h sind fast schon Sportwagen-verdächtig. Der Turbozuschlag beim Verbrauch bewegt sich dabei bei halbwegs ökonomischer Fahrweise zwischen einen knappen halben bis einem Liter Benzin, allerdings muss Super Plus getankt werden, wo sich der Saugmotor mit Superbenzin begnügt. Mit 12,7 Litern je 100 km ist er natürlich kein Freund für den Stadtverkehr, die 7 Liter je 100 km außerorts sagen da schon eher, wo es lang geht. Im gemischten Verbrauch nach EU-Norm fließen 9,1 Liter Sprit durch die Leitungen – zum Vergleich sind hier die Daten für den 2-Liter-Sauger mit 136 PS: 12,1 l / 6,8 l / 8,8 l (alles Herstellerangaben) – Verbräuche, die bei ökonomischer Fahrweise durchaus realisierbar sind. Bei längerer Fahrt mit Tempo 180 sieht man aber in beiden Fahrzeugen die Tanknadel wandern. Wie der Saugmotor erfüllt auch die Turbo-Version die Abgasnorm EU4.

 

Der Fronttriebler glänzt mit gutem Geradeauslauf und einer direkten Lenkung. Zielgenau und präzise lässt er sich auch um enge Kurven dirigieren, dass es die wahre Freude ist. Dank seines relativ geringen Gewichts wirkt er sehr agil und dynamisch im Handling. Die elektrohydraulische Servolenkung bietet ausreichenden Lenkwiderstand bei höheren Geschwindigkeiten, was dem Kombi in Verbindung mit dem straffen Sportfahrwerk – der Astra OPC ist zudem 20 mm tiefer gelegt – zu ausgezeichneten Fahrbahnkontakt verhilft.

Serienmäßig steht der OPC-Astra (als Limousine wie als Caravan) auf 17-Zoll-Leichtmetallrädern, auf die beim Kombi Reifen im Format 215/45 aufgezogen sind. Die breiten Reifen erhöhen Traktion und Seitenführung. Wie auf Schienen liegt der Astra auf der Straße. Agil, handlich und sehr sicher lässt er sich führen. Er tendiert leicht zum Untersteuern, was auf schnellen Bergabfahrten etwas deutlicher zu Tage tritt. Plötzliche Spurwechsel meistert er sehr neutral und problemlos, auch beim wieder Einscheren findet er sicher in die alte Spur zurück. Bei mehrfachen Spurwechseln und Slaloms zieht er millimetergenau seine Linien auf der Straße. Das serienmäßige ESP kommt dank des fast perfekt abgestimmten DSA-Sicherheitsfahrwerks praktisch nie zum Einsatz und ist nur wirklichen Notfällen vorbehalten.

Sportlich straff ist das Sportfahrwerk abgestimmt, aber dabei nicht unkomfortabel. Trotz der Breitreifen bietet er auch auf schlechter Straße ausreichenden Restkomfort, auch wenn man größere Unebenheiten natürlich deutlich zu spüren bekommt. Die 200 PS im Zaum halten besonders groß dimensionierte Bremsen (Scheibenbremsen rundum, vorne innenbelüftet). Die Bremsen sprechen gut an und sind gut dosierbar. Sie könnten allerdings im Notfall noch etwas standfester sein. Mit elektronischer Bremskraftverteilung und Bremsassistent – beides in neu entwickelten heute Standard – wären hier größere Sicherheitsreserven drin.

Die Insassen schützen eine Sicherheitskarosserie mit Rundum-Schutzsystem aus computerberechneten Verformungszonen, einer verwindungssteifen Karosserie, Rammschutzträgern in den Seitentüren, verstärkten Säulen und Schwellern, auskuppelnder Pedale und Sicherheitslenksäule sowie Drei-Punkt-Gurten und Kopfstützen auf allen Sitzplätzen, aktive Kopfstützen vorne, Sitzrampen in den Vordersitzen und sechs Airbags (Front- und Seitenairbags vorne, Kopfairbags für vorne und hinten). Dazu kommen serienmäßig Kindersitzhaltesysteme vom Typ „Opel Fix“ auf der Rückbank außen: Ein System, mit dem Opel bereits in der Entwicklung war, als mit der Entwicklung von Isofix erst begonnen wurde. In puncto Fahrassistenzsysteme ist der Astra auf der Höhe der Zeit, da er hier im Laufe der Jahre so weit wie möglich dem Stand der Technik angepasst wurde. Mit einem DSA-Sicherheitsfahrwerk (das gibt es seit 1986 im Opel Omega, als noch niemand an die Entwicklung von ESP dachte), ABS, der Traktionskontrolle TC plus und ESP ist fast alles vorhanden, was in dieser Klasse üblich. Was fehlt, sind eine elektronische Bremskraftverteilung sowie ein Bremsassistent.

 

Ab 15.595 Euro steht der Astra Caravan in der Preisliste mit einem 85 PS starken 1,6-Liter-Motor in Basisausstattung. Der Astra Caravan OPC als das sportliche Highlight der Baureihe schlägt mit Preisen ab 27.370 Euro zu Buche. Die Serienausstattung ist umfangreich, aber die Aufpreisliste ist auch nicht ohne. Die Serienlackierung ist Magmarot, denn Sportwagen müssen ja rot sein. Die OPC-Sonderlackierung Ardenblau sowie Starsilber und Saphirschwarz (als Zweischicht-Metallic- oder -Mineraleffekt-Lackierungen) gibt es gegen Aufpreis.

Opel gibt zwei Jahre Garantie auf den Neuwagen, zwölf Jahre auf die Karosserie gegen Durchrostung sowie einen Mobilservice in über 30 Ländern Europas für mindestens zwei Jahre ab Erstzulassung und bis zu sieben Jahre beim Einhalten der Inspektionsintervalle. Eine Service-Intervall-Anzeige berechnet die nächste Wartung in Abhängigkeit von Fahrstil und Einsatzbedingungen, spätestens nach 30.000 km oder einmal im Jahr muss der Wagen zur Inspektion. Die Versicherungen stufen den Caravan OPC in die Typklassen 18 / 29 / 33 (KH / VK / TK) ein.

© August 2003 Petra Grünendahl, Fotos: grü / IN*TEAM

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