VW Bora 2.0

Testbericht.
VW Bora 2.0 Trendline
Der Volkswagen fürs Feine
Von Petra Grünendahl

Eigenständig wirkt die Karosserie des Bora. Nichts deutet von außen darauf hin, dass der Stufenheck eigentlich ein Golf mit Kofferraum ist. Was dem Bora durchaus zugute kommt: Ausgereifte Technik aus der vierten Golf-Generation steht unter seinem Blechkleid.

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Der Bora fährt optisch keineswegs als Nachfolger von Jetta und Vento vor, auch wenn er genau das ist. Ansprechend im Design behauptet er seine Position gegenüber dem Golf, an den er weder von vorne erinnert mit den eckigen Klarglasscheinwerfern, noch im Heckabschluss mit der schrägen C-Säule, die fließend in den Kofferraum übergeht. Im Karosseriedesign fällt schon eher sein Streben nach höheren Weihen ins Auge: er wirkt fast wie ein kleiner Passat. Wir fuhren den Bora mit 2-Liter-Motor, der gängigsten Motorisierung, in der Ausstattungslinie Trendline in Ravennablau metallic.

 

Angenehme Platzverhältnisse bietet der Bora vorne wie hinten auf straffen Sitzen. Hervorragenden Seitenhalt bieten sowohl die Sportsitze vorne wie auch die äußeren Sitze hinten. Hochwertig ist die Anmutung des Passagierraumes mit Lederlenkrad und –handbremshebel sowie Holzschaltknauf. Strapazierfähig ist die Qualität der Sitzbezüge: Das hat Familienqualitäten. Die hat auch der Kofferraum mit 455 Litern Fassungsvermögen, 538 kg Zuladung verträgt der Bora. Gut weggepackt sind Erste-Hilfe-Kasten (seitlich), Warndreieck (am Kofferraumdeckel), Ersatzrad und Werkzeug (unterm Teppich), rechts mit einem Netz ist ein Fach abgeteilt für Kleinkram, der nicht lose rumfliegen muss. Nur die Ladekante ist mit 70 cm zu hoch, aber immerhin zum Schutz der Lackierung Kunststoff-überzogen. Etwas schmal sind die Einladebreite zwischen den massigen Rückleuchten und Ladebreite zwischen den gut verkleideten Radkästen geraten.

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Das Cockpit ist Volkswagen-typisch aufgeräumt, alles gut erreichbar, Anzeigen gut einzusehen. Das Lenkrad ist höhen- und neigungsverstellbar. Fahrer- und Beifahrersitz verfügen über eine stufenlose Höheneinstellung. Beide Plätze verfügen über beleuchtete Spiegel in den Sonnenblenden. Ausreichende Ablagefächer befinden sich in den vorderen Türen und in der Mittelkonsole, das Handschuhfach jedoch verdient seinen Namen. Die Brillenbox am Dachhimmel ist auch nur für Nicht-Brillenträger für die Sonnenbrille zu gebrachen, da ein Brillenwechsel während der Fahrt zu gefährlich ist. Brillenträgern empfiehlt sich hierfür das Fach in der Mittelkonsole. Den Fondpassagieren dienen Taschen auf den Rückseiten der Vordersitze sowie in Ablagefach in der Mittelkonsole zum Verstauen von Kleinkram. Aufpreispflichtig sind das Glashub-/Schiebedach und die manuelle Klimaanlage. Leider gibt es keinen Heckscheiben-Wischer.

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Der 2-Liter-Motor mit 115 PS ist die goldene Mitte im Motorenangebot der Baureihe. Nicht umsonst ist er die gefragtste Motorisierung, denn von der Durchzugskraft und Leistungsentfaltung für ordentliche Fahrleistungen gut. Vibrationsarm läuft er, ist aber akustisch präsent. Der Schalthebel lässt sich präzise und auf kurzen Wegen durch die fünf Gänge schalten. Allerdings nimmt der Motor auch schaltfaules Fahren nicht übel und zieht auch aus niedrigen Drehzahlen gut hoch.

In 11 Sekunden zieht es den Bora von Null auf 100, bei 195 km/h endet der Vortrieb. Damit ist er für zügige Überholmanöver auch auf der Autobahn gut. Acht Liter Superbenzin auf 100 km gibt Volkswagen als durchschnittlichen Verbrauch nach EU-Norm an.

Die präzise Lenkung lässt kaum Wünsche offen: zielgenau folgt der Bora der vorgegebenen Linie. Auch der Wendekreis ist handlich. Allerdings könnte die Lenkung um die Mittellage etwas direkter sein. Die Bremsen (Scheibenbremsen rundum, vorne innenbelüftet) verzögern prompt und spurtreu. ABS mit elektronischer Bremskraftverteilung gehört zur Serienausstattung.

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Neutral und problemlos gibt sich der Fronttriebler auch auf flotter Fahrt in Kurven. Erst bei extremem Kurventempo beginnt der Bora, leicht zu untersteuern. Tückische Lastwechselreaktionen sind ihm fremd. Der Grenzbereich liegt sehr hoch, das serienmäßige ESP greift erst spät ein, ohne dass der Fahrer bis dahin vor Probleme gestellt wird.

Die Feder-Dämpfer-Abstimmung ist komfortabel, aber nicht zu weich, so dass sie der Karosserie auch in Kurven oder bei plötzlichen Spurwechseln akzeptablen Seitenhalt bietet.

Sicherheit serienmäßig bietet der Bora durch einen formstabilen Fahrgastraum, Versteifungsprofilen in den Türen und Seitenstrukturen sowie Verformungszonen vorne und hinten. Kopfstützen und Drei-Punkt-Sicherheitsgurte auf allen Außenplätzen, Beckengurt hinten in der Mitte sind Serie ab Basis. Ebenso Isofix-Kindersitzvorrüstungen auf den Außenplätzen hinten. Gegen Aufpreis sind auch die dritte Kopfstütze und ein Drei-Punkt-Gurt hinten, eine Rücksitzbank mit zwei integrierten Kindersitzen (für Kinder ab 3 Jahre) sowie ein Kopfairbagsystem zu haben.

 

Ab 32.320 Mark ist der Bora zu haben. Preislich liegt er damit weit über Golf-Niveau. Er tritt an gegen den Dreier von BMW und den Audi A4. Der 2-Liter-Bora steht ab 37.063 Mark in der Preisliste, mit Trendline-Ausstattung ab 39.166 Mark. Für einen Bora – nämlich den V6 4Motion – kann man aber auch ganz locker ab über 54.000 Mark auf den Tisch des Hauses blättern.

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Serienmäßig verfügt der Bora schon in der Basis-Ausstattung über das komplette Sicherheitsprogramm, Zentralverriegelung, von innen einstellbare Außenspiegel sowie beleuchtete Spiegel in beiden Sonnenblenden. Die Trendline-Ausstattung bietet zusätzlich Leichtmetallräder, in Wagenfarbe lackierte Stoßschutzleisten rundum, Kühlergrill und Türgriffe in Wagenfarbe, Sportsitze vorn und Leder an Lenkradkranz, Schalthebelmanschette und Handbremsgriff sowie Holzschaltknauf. Die Metallic-Lackierung kostet 704 Mark Aufpreis, die manuelle Klimaanlage 2.132 Mark, das Elektrik-Komfortpaket 1.105 Mark und das Glashub-/Schiebedach 1.486 Mark. Das Multifunktions-Lederlenkrad inklusive Geschwindigkeitsregelanlage schlägt mit 802 Mark zu Buche, das Sicherheits-Komfortpaket mit drittem Drei-Punkt-Gurt und Kopfstütze hinten sowie 1:2 geteilter Rückbank noch einmal mit 111 Mark. Die in die Rücksitzbank integrierten Kindersitze kosten 518 Mark, das Kopfairbagsystem 782 Mark.

Volkswagen gewährt eine Neuwagen-Garantie von einem Jahr ohne Kilometerbegrenzung, 3 Jahre auf den Lack, 12 Jahre auf die Karosserie sowie eine LongLife-Mobilitätsgarantie beim Einhalten der Inspektionsintervalle. Die Versicherungseinstufungen liegen mit 16 / 13 / 32 (KH / VK / TK) sogar verhältnismäßig günstig.

© Oktober 2000 Petra Grünendahl, Fotos: grü / IN*TEAM / Volkswagen

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